Zuhause ist, wo das Herz ist! (Tag 25 - 33)
- Nikolina Grafl
- 23. Dez. 2019
- 4 Min. Lesezeit
Pucallpa
Nach einer Zwischenlandung in Lima, wo ich fast meinen Weiterflug verpasse, weil ich das Flughafengelände für eine Zigarette und ein Big Mac Menü verlasse, komme ich schließlich doch rechtzeitig in Pucallpa an. Ich habe eigentlich keine Ahnung was mich hier erwartet und plane hier ca 4 Tage zu bleiben.... nun wir kennen ja meine Pläne mittlerweile. :-) Marin und Janis holen mich vom Flugahen ab, zeigen mir am Abend das Camp und stellen mir alle anderen Leute hier vor. Da hier um 8 Uhr bereits Schlafenszeit ist, zeigen mir die Mädels noch das Plumpsklo inmitten von Bananenstauden - yeah - und meinen Schlafplatz im offenen Haus.
Ich frage mich ernsthaft wie ich das 4 Tage lang überleben soll und bete zu Gott, dass ich nachts nicht aufs Klo muss. Ich überlege auch, ob ich die restlichen Tage nicht lieber im Hotel verbringen soll. Tatsächlich schlafe ich begleitet von einem Jungelkonzert großartig. Meine Sorgen sind bereits am zweiten Tag verflogen. Auch an die Riesenspinnen und Kakerlaken überall gewöhne ich mich relativ schnell.
Die Jungs machen täglich Frühstück und Mittagessen für alle - es gibt in der Früh wie immer Reis, Fisch und Kochbananen. Etwas gewöhnungsbedürftig als Frühstück aber lecker. Mittags gibt es immer unglaublich viel Gesundes und ich bin täglich verblüfft, wie kreativ sie sind. Den zweiten Abend verbringe ich mit Laura in der Stadt, sie zeigt mir die Märkte und wir gehen gemeinsam Abendessen und kaufen Schokolade für unseren Filmabend ein. Wir chillen uns unter die Lichterketten und schauen am Laptop "Wild - der große Trip". Ich liebe diesen Film!
Die restlichen Tage verbringe ich in der Hängematte und lasse mich von Moskitos zerstechen. Mein Energielevel ist vermutlich kaum noch messbar und die Anstrengungen der letzten Wochen und Monate machen sich schlagartig bemerkbar. Mein Körper möchte einfach nur Schlaf und diesen gönne ich ihm auch! Ich beschließe doch länger in Pucallpa zu bleiben und mich von dem Gedanken zu lösen, ich könnte etwas verpassen oder ich würde zu langsam reisen. Ich bin nicht unterwegs um eine Checkliste abzuhaken! Ich gebe mich die restlichen Tage ohne einen Funken schlechtem Gewissen meiner grenzenlosen Faulheit hin und genieße einfach das Sein - eine neue Erfahrung für mich, die fast genauso viel Überwindung kostet, wie Berge besteigen.
Es gibt hier nichts zu tun, nichts zu erledigen, keine Termine, keine Wecker die klingeln, keine Berge zu besteigen, nichts zu besichtigen - ich stelle fest, das ist die Art von Freiheit die ich gerade jetzt brauche. Mein ganzer Aufenthalt hier ist geprägt von Frieden und Liebe, Gesang und Gittarenklänge am Lagerfeuer, Gespräche über Gott und die Welt und meinen zwei treibenden Gefühlen hier - Hunger und Müdigkeit! :-)
Ich nehme auch 2 Tage bevor ich abreise an einer Ayahuasca Zeremonie teil. Ich möchte nicht öffentlich ins Detail gehen, aber ich nehme für mich mit, dass ich wieder fühlen möchte. Das klingt banal und einfach, ist es für mich aber definitiv nicht. Nach Monaten im Zombiemodus möchte ich alles wieder intensiv erleben - Liebe, Freude, Begeisterung aber auch Trauer und Schmerz. Man kann das eine eben nicht ohne das andere haben und ich beschließe für mich, das ist gut so, das ist das Leben, es ist einfach wie es ist... Die viele freie Zeit geht auch mit vielen Gedanken einher. Ich wälze alle Geschehnisse hin und her, frage mich nach dem Warum und wie es wohl weiter geht. Das spielt aber keine Rolle - ich bin genau wo ich jetzt sein muss, es wird alles so sein, wie es sein soll, es wird - nein es ist alles gut! Ich vergebe... mir selbst und allen anderen! #loveiseverywhere
Ich verbringe einen Tag mit Marin und Clara in der Stadt, wir bummeln durch die Einkaufsstraße, essen heimlich Unmengen Schokokuchen und genießen den Tag! Die Fahrt mit dem Mototaxi ist sowieso wieder ein Erlebnis für sich.
Nach 8 Tagen in Pucallpa finde ich, dass es an der Zeit ist weiterzuziehen und buche einen Flug für den nächsten Morgen. Am Abend gibt es riesiges Abschiedsessen und Kuchen, da auch alle anderen Gäste morgen abreisen. Ein wundervoller Abschluss für einen wunderbaren Aufenthalt. Der Abschied fällt schwer und ich würde gerne noch mehr Zeit mit Marin und all den Leuten die ich ins Herz geschlossen habe verbringen, aber ich sehne mich auch wieder nach Abenteuer und Aufregung.
Ich trödel am nächsten Morgen natürlich wieder viel zu lange und komme viel zu spät am Flughafen an. Ich darf meinen großen Rucksack nicht mehr aufgeben und soll diesen einfach ins Flugzeug mitnehmen. Na gut denke ich mir - wenn das so einfach ist. Ist es nicht! Beim security check lassen sie mich einiges ausräumen und nehmen mir mein Taschenmesser ab... soll nichts schlimmeres passieren denke ich mir. Ich werde beim boarding schon aufgerufen und denke, ich kann jetzt einfach in den Flieger steigen. Falsch gedacht... mein Rucksack ist natürlich zu groß und passt nicht in diese Check Behälter. Der Flughafenmitarbeiter lässt mich meinen halben Rucksack ausräumen um mir dann mitzuteilen, dass ich doch einsteigen darf. Völlig schweißgebadet hetze ich also mit dem großen Rucksack, dem kleinen Rucksack und dem ganzen Zeug, welches ich ausräumen musste, in der Hand zum Flieger. Ich schaffe es irgendwie alles in die Handluggagebehälter zu stopfen und versuche nicht daran zu denken, wie ich das alles wieder aus dem Flieger bekomme. Da nun auch der letzte Passagier endlich sitzt - Ich - kann es endlich nach Lima gehen.
Spoiler: ich bin nicht das letzte Mal in Pucallpa ❤
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